Bang & Olufsen Beoplay Portal im Test bei kopfho*rer.de (2024)

Nachdem Bang & Olufsen Mitte 2020 eine Partnerschaft mit Microsoft bekannt gab und explizit die Spielekonsole Xbox des US-amerikanischen Software-Riesen erwähnt wurde, war es nur eine Frage der Zeit, bis wir einen Gaming-Kopfhörer des dänischen Hifi-Spezialisten auf unseren Ohren tragen dürfen. Nun ist es endlich soweit: Beoplay Portal ist da und hat das Zeug dazu, den Thron im heiß umkämpften Gaming-Headset-Markt zu besteigen. Game Changer oder doch eher Game Danger?

Was kann der Beoplay Portal?

Bevor wir ins Detail gehen, bedarf es zunächst einiger klärender Worte, denn Bang & Olufsens erster Kopfhörer, der dezidiert auch Gamer adressiert, ist eben nicht nur ein Headset für eben dieses Einsatzgebiet.

Portal verfügt nämlich über mehrere Schnittstellen: Über das Xbox-Wireless-Protokoll stellt der Kopfhörer eine Verbindung mit hoher Bandbreite und geringer Latenz mit Microsofts Spielekonsole her, für mobile Geräte steht Bluetooth 5.1 u.a. mit aptX Adaptive Codec zur Verfügung, per USB-C finden PCs Anschluss und schließlich sorgt ein analoger Miniklinkenanschluss für die Integration weiterer Zuspieler wie DACs oder anderen Spielekonsolen.

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Zudem zählen auch ein adaptives Noise Cancelling sowie ein Transparenzmodus zu seinen Kern-Features – Funktionen, die wir bisher eher weniger mit Gaming-Headsets in Verbindung gebracht haben.

Lieferumfang

Der Lieferumfang überrascht uns ein wenig. Neben dem Beoplay Portal stellt der Hersteller noch ein ca. 175 cm langes USB-C-Kabel, ein ca. 120 cm langes Miniklinkenkabel sowie die üblichen Schriftstücke wie Quick Start Guide und Sicherheitshinweise zur Verfügung. Aber ein adäquates Transporttäschchen, dass den Portal auf unseren (bald wieder stattfindenden) Reisen schützt, fehlt gänzlich. Das ist wirklich schade, denn wer knapp 500 Euro für einen Premium-Kopfhörer ausgibt, der möchte diesen auch möglichst lange unversehrt wissen.

Design & Verarbeitung

Hier kann man dem Hersteller nur Bestnoten attestieren, denn ganz B&O-typisch dürfen sich nun auch Gamer Premium-Materialen auf den Kopf setzen. Unser Testmuster in Schwarz-Anthrazit (Hellgrau und Blau sind ebenfalls erhältlich) besitzt einen mit Lammleder überzogenen Kopfbügel, dessen Polsterung aus atmungsaktivem, gestrickten Bambusfasergewebe besteht und dessen Einkerbung in der Mitte für eine Druckentlastung des Schädels sorgt. Darin eingelassen sind die butterweich ausfahrbaren Aluminiumschienen, an denen die Kapseln mit sämtlichen Bedienelementen und den weichen Ohrpolstern aus Lammleder hängen. Die beiden mit dem Herstellerlogo versehenen Aluminiumscheiben an den Außenseiten der Hörmuscheln weisen nicht nur eine ganz dezente Verlaufs-Eloxierung auf, die je nach Lichteinfall unterschiedlich reflektiert, sie besitzen natürlich auch eine Touch-Funktionalität und reagieren per Tippen auf Befehle.

Tragekomfort

Alle diese Design- und Materialentscheidungen des Herstellers münden in einem Gesamtgewicht von lediglich 282 Gramm, die der Bügel angenehm auf dem Kopf verteilt, sodass wir die Kopfhörer stundenlang beschwerdefrei tragen konnten. Dazu trägt auch sein Anpressdruck bei, der stramm, aber nicht zu fest ist. Die Aluminiumbügel lassen sich dank ihrer fehlenden Rasterung millimetergenau einstellen, und die weichen Lammlederpolster mit ihrer Memory-Schaumfüllung weisen nicht nur eine konische Form auf, sie werden auch nach unten hin etwas dicker, so dass sie auf den Kieferknochen aufliegen und so ebenfalls druckentlastend wirken. Daraus resultiert allerdings eine Außengeräuschsdämpfung, die eher im Mittelfeld liegt.



Bedienung

Wie bei anderen B&O-Kopfhörern auch, dienen die beiden Alu-Oberflächen auf den Hörmuscheln der Steuerung. Tippt man zwei Mal zügig, wird die Wiedergabe gestartet oder pausiert, während Telefonaten oder Videokonferenzen sorgt zweimaliges Tippen für eine Annahme des Anrufs, während im Xbox-Modus die Tonwiedergabe gemutet wird. Das war’s auch schon an Touch-Gesten, der Rest erfolgt anhand der verbauten Buttons und Slider.

Auf der Rückseite der Ohrmuscheln finden wir links und rechts zwei Leisten, die wie Schieberegler bedient werden und das Ändern der Lautstärke (rechts) sowie das Durchschalten von Transparenzmodus zu Noise Cancelling (links) erlauben, bzw. im Xbox-Modus das Einstellen der Game-Chat-Balance. Jeweils zwei kleine, leicht erhabene Punkte signalisieren dabei das jeweilige Ende des Regelbereichs. Zudem gibt der Portal auch einen akustischen Hinweis, wenn die maximalen Regelbereiche erreicht sind.

Die beiden kleinen Knöpfe an der Unterseite der Muscheln sind schnell erklärt: Links schaltet zwischen Bluetooth und Xbox-Modus hin und her, drückt man den Knopf für einige Sekunden, wird das Xbox Pairing aktiv. Rechts dient das kleine Knöpfchen zum An- und Ausschalten des Kopfhörers, während hier ein Drücken und Halten das Bluetooth-Pairing aktiviert.

Alle Bediengesten werden dabei stets zuverlässig und schnell ausgeführt, selbst durch wildeste „Sliderfahrten“ ließ sich der Portal nicht aus den Takt bringen.

Allerdings vermissen wir hier doch einige Steuerungsmöglichkeiten. So ist es zum Beispiel nicht möglich, Musiktitel vor- und zurückzuspringen, oder gar vor- und zurückzuspulen. Schade, aber hier verschenkt B&O unserer Meinung nach wichtige Komfortfunktionen, denn so bleibt nur ein Griff zum Abspieler, um Tracks zu wechseln.

Bluetooth

B&O hat dem Portal die Bluetooth-Version 5.1 spendiert und stellt neben dem kleinsten gemeinsamen Codec-Nenner SBC auch noch AAC und aptX Adaptive zur Verfügung. Letzterer bietet eine dynamische Kompressionsrate von 5:1 bis 10:1, kann bis zu 24 Bit/48 kHz liefern und besitzt Datenraten von 276 kBits sowie 420 kBits. Auch beherrscht das Gaming Headset Multipoint: Zwei Geräte können gleichzeitig mit dem Kopfhörer verbunden sein, während bis zu acht Zuspieler hinzugefügt werden können. Das führt dazu, dass Portal automatisch mit dem zuletzt verbundenen Device eine Liaison eingeht. Wird dieses nicht gefunden, scannt der Kopfhörer anhand der Verbindungsliste nach weiteren Partnern.

Die Funkstrecke ist dabei relativ stabil, in geschlossenen Räumen setzten erste Aussetzer erst nach ca. 15 Metern ein, während im Freifeld gute Werte von knapp 30 Metern erreicht wurden.

Akkulaufzeit

Der Hersteller gibt bis zu 12 Stunden Laufzeit an, wenn die Kopfhörer im Gaming Mode genutzt werden (Xbox Wireless, Bluetooth und ANC) und bis zu 24 Stunden bei ausschließlicher Verwendung von Bluetooth und eingeschaltetem ANC. Bei ausschließlicher Verwendung von Bluetooth erhöht sich die Akkulaufzeit auf 32 Stunden. Das sind sehr gute Werte, die in der Praxis allerdings nicht ganz erreicht wurden, da viele Faktoren wie Lautstärke oder Temperatur eine nicht unwesentliche Rolle spielen. Sein Lithium-Ionen-Akku besitzt dabei eine Kapazität von 1.200 mAh, benötigt rund drei Stunden bis er wieder aufgeladen ist und kann bei Bedarf ausgetauscht werden.

Anschluss gesucht

Neben der kabellosen Verbindung via Bluetooth besitzt Portal noch weitere Anschlussmöglichkeiten. So dient das USB-C-Kabel dabei nicht nur als Ladekabel, sondern überträgt auch Audio. Dementsprechend lässt sich der Kopfhörer beispielsweise am Computer als USB Headset nutzen, inkl. Dolby-Atmos-Wiedergabe. Auch an der Playstation 5 soll diese digitale Verbindung möglich sein, so dass sich das Headset inklusive ANC auch hier fast vollumfänglich nutzen lässt. Mangels PS5 konnten wir dies allerdings nicht überprüfen.

Zudem bietet es auch eine Unterstützung für den Xbox-Wireless-Modus, so dass mittels 2,4-GHz-Funktechnik kabellos und latenzarm an der Spielekonsole gezockt werden kann. Dies funktioniert an Windows PCs auch, setzt allerdings den separat zu erwerbenden Xbox-Drahtlosadapter voraus. Hier wird dann allerdings Bluetooth Audio deaktiviert, um das Funksignal nicht zu stören, während aber eine Konfiguration via App (über Bluetooth) weiterhin möglich bleibt.

Des Weiteren kann Portal mit einem analogen Miniklinkenkabel verbunden werden. Wer sich allerdings jetzt freut, dass sich hiermit der Kopfhörer trotz leerem Akku passiv weiterverwenden lässt, der freut sich zu früh, denn auch dieser Betriebsmodus setzt Strom voraus. Der Vorteil besteht aber darin, dass das Gaming Headset nun ebenfalls alle technischen Annehmlichkeiten wie Noise Cancelling oder die Steuerung via Touch oder Buttons bereitstellt – auch an der Nintendo Switch oder Sony Playstation. Wenn der Kopfhörer in diesem Modus betrieben wird, kann er allerdings nicht kabellos mit einer Xbox oder einem Smartphone verbunden werden.

Derart flexible Anschlussmöglichkeiten bietet derzeit kein anderes Gaming Headset, hier kann man dem Hersteller nur loben, aber, wie oben bereits erwähnt, eine nicht unwesentliche Einschränkung gibt es: Eine gleichzeitige Verbindung von Bluetooth und Funk, um beispielsweise Anrufe am Smartphone entgegenzunehmen und parallel an der Xbox weiterzuspielen, wird nicht unterstützt. Aber aufgrund der zahlreichen Zertifizierungen (Google Fast Pair, Made for iPhone und Microsoft Swift Pair) geht ein Koppeln sehr schnell und klappte in unseren Tests stets zuverlässig.

App

Mit der kostenlosen App für iOS und Android können diverse Einstellungen bearbeitet werden. Davor ist allerdings eine Registrierung oder die Anmeldung mit dem eigenen Facebook- oder Google-Konto zwingend erforderlich. Ist dies geschehen, stehen einem neben einer Wiedergabesteuerung (Titel vor und zurück, Play, Pause) speziell angepasste EQ-Einstellungen zur Verfügung, die verändert und auch abgespeichert werden können. Per Schieberegler lässt sich hier von ANC zu Transparenzmodus wechseln oder die Belegung des linken Schiebereglers verändern. Firmware-Updates sind selbstverständlich ebenso möglich, wie auch die Verwaltung weiterer B&O-Produkte.

Ein Fingertip auf das Xbox Icon schaltet den Portal quasi um, so dass nun spezielle EQ-Settings wie „FPS“, „RPG“ oder „Movie“ zur Verfügung stehen. Diese lassen sich selbstverständlich auch bearbeiten und speichern, wobei hier nicht wie im Bluetooth-Modus auf einer Matrix, sondern per 5-Band-EQ eingegriffen werden kann.

Wie bereits erwähnt unterstützt dieses Headset virtuellen Surround Sound. Dazu kann man die Dolby Access App im Microsoft App Store herunterladen, den Portal registrieren und erhält sodann einen lebenslang gültige Lizenz.

Leider funktionierte in unserem mehrwöchigen Test die Verknüpfung zwischen Kopfhörer und App nicht immer reibungslos. Immer wieder meckerte die App – egal, ob auf iOS oder Android –, dass der Kopfhörer trotz Bluetooth-Verbindung nicht gefunden werden konnte. Da half nur ein manuelles Aus- und wieder Einschalten des Portal. Auch hakelte die Track-Steuerung der iOS App, sodass wir zwar auf Play drücken konnten, der Pause-Befehl wurde aber konsequent ignoriert. Eine Zwangstrennung half auch hier weiter. Gerne würden wir hier noch den B&O-Kammerjäger sehen, damit wir dem Portal in Sachen „Integration“ ebenfalls eine Auszeichnung ans Revers heften können.




Geräuschunterdrückung und Transparenzmodus

Wie oben bereits erwähnt, bietet das Headset auch eine adaptive Geräuschunterdrückung sowie einen Transparenzmodus – beides eher untypisch für Gaming-Kopfhörer.

Aber glücklicherweise sind diese beiden „Business Features“ nicht nur halb gares Beiwerk, sondern liefern recht ordentlich ab.

Zugegeben, das Noise Cancelling von Bang und Olufsen konnte auch in der jüngeren Vergangenheit nie die Effektivität eines Sony WH-1000XM4 (zum Test) erreichen, und das kann der Neue auch nicht. Hier arbeitet die Geräuschunterdrückung aber gut, denn tiefe Frequenzen werden ordentlich ausgelöscht, während Hochfrequentes zwar leiser, aber dennoch wahrnehmbar bleibt.

Der sogenannte Taucherglockeneffekt bleibt bei diesem Modell aus, und – ebenfalls erfreulich – das Gesamt-Tuning der Kopfhörer verändert sich dadurch kaum hörbar. Ein leichtes Rauschen ist natürlich zu vernehmen, aber dies ist eben systembedingt und stört keineswegs, erst recht nicht, wenn der Kopfhörer Medieninhalte wiedergibt. Das Noise Cancelling lässt sich dabei in fünf Abstufungen schalten, von dezent bis hoch – entweder per Slider am Kopfhörer oder per App.

Das Gleiche gilt auch für den Transparenzmodus, der in seiner „Max“-Einstellung etwas überbetonte Höhen liefert, das Grundrauschen merklich anhebt und die Natürlichkeit eines Apple AirPods Max (zum Test) nicht erreicht. Daher bewerten wir diese Funktion ebenfalls als gut, aber eben nicht als perfekt.

Mikrofon

Ein Bügelmikrofon sucht man beim Portal vergeblich. Stattdessen setzt der Hersteller auf eine Reihe von Mikrofonen, die dank Beam Forming unsere Stimme isolieren und verstärken können sowie zeitgleich Hintergrundgeräusche unterdrücken. Dabei ist die Sprachqualität nicht kristallklar, geht aber soweit in Ordnung, dass stets eine Sprachverständlichkeit gegeben ist. Zudem erfasst die Funktion „Own Voice“ die Lautstärke der eigenen Stimme und filtert ebenfalls Hintergrundgeräusche heraus. Gesteuert wird dies über den linken Schieberegler.

Klang

Wer die Klangsignatur anderer Bang-und-Olufsen-Kopfhörer schätzt, wird auch mit dem Portal seine Freude haben. Auf seinem warmen Fundament, das Bässe recht knackig und straff darzustellen vermag, bauen die Mitten sauber darauf auf, wirken insgesamt harmonisch und ausgewogen ohne sich in den Vordergrund zu drängeln. In den obersten Registern zeigt sich der Portal ebenso sicher. So wird selbst höhenreiches Material ohne wirkliche Schärfe wiedergeben, was den Kopfhörer für stundenlanges ermüdungsfreies Hören prädestiniert. Zwar erreicht auch ein Portal mit seinem integrierten DSP nicht die Luftigkeit und Offenheit eines offenen Kopfhörersystems, dennoch können Bewegungen im Schallfeld stets nachverfolgt werden und ermöglichen eine saubere Ortung. Aufgrund des geschlossenen Systems ist dementsprechend auch ein „In-die-Tiefe-hören“ limitierter, als es bei einem offenen Kopfhörer der Fall wäre. Dennoch zeigt Bang & Olufsen mit dem Portal einmal mehr, wie gut die hauseigene Klangabstimmung genreübergreifend funktioniert. Deepe Electronica Tracks vermag der Kopfhörer ebenso überzeugend darzustellen, wie verspielte Jazz- oder brachiale Metal-Stücke. Und das, was mein Kollege in unserem Test des Beoplay HX als Metapher anführt, gilt auch für den Portal: „Feiner Zwirn“ – das trifft es ganz gut.

Im Gaming-Modus zeigt sich der Portal ebenfalls von seiner besten Seite, vor allem, wenn Dolby Atmos erfolgreich installiert wurde. Im virtuellen Surround-Feld lassen sich Schritte, Schüsse oder Explosionen sicher orten. Gegenüber reinen Stereo-Headsets ist man da als Spieler klar im Vorteil. Absolute Hardcore Gamer könnten vielleicht den gewissen „Wumms“ vermissen, wenn ihnen der Kopfhörer nicht genug knallt. Der kann aber immer noch beherzt mit dem Equalizer eingreifen und sich seine Settings entsprechend konfigurieren und speichern.

Bang & Olufsen Beoplay Portal im Test bei kopfho*rer.de (2024)
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Author: Arline Emard IV

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